Die Legende des Tusterfelsens
Es war eine Gewitternacht der besonderen Art. Die Blitze ließen den Küstenstreifen des Landes, das in Jahrtausenden einmal Nevenburg heißen würde, hell und bizarr aufleuchten.
Vom finsteren Nachthimmel zeichnete sich eine riesige Gestalt ab.
Tuster, ein mächtiger Riese und Häuptling seines Klans, war erbost. Er schrie seinen Zorn, seine Enttäuschung, seine Qual hinaus aufs Meer, so dass seine Stimme sogar noch das Branden der Wellen in dem mächtigen Sturm, die sich an der ungastlichen Küste des Landes brachen, übertönte.
„Verflucht sollst du sein! Verflucht und mit dir deine Kinder und Kindeskinder! Wenn ich dich doch nie kennen gelernt hätte, Vreise, hier nimm das, du hast mir mein Herz aus dem Leib gerissen, ich brauch es nicht mehr!“
Mit einem Schrei, der die Küste des Landes zerriss, gruben sich seine Klauen in seine Brust, pochend und bebend hielt er sein Herz in Händen, das seine geliebte Meerjungfrau Vreise ihm gestohlen hatte, als sie mit dem Gott des Meeres ihn gehörnt an Land zurück gelassen hatte. Mit einem großen Kraftakt schmiss er das pochende Herz in die Fluten des Meers.
Da schien die Zeit, die Natur, die Welt still zu stehen. Das Meer fraß das Herz. Dort, wo es versunken war, sprudelte und brodelte das Wasser als würde es dort kochen. Dann stieß es mit rotem Blut wie Lava aus dem Meer wieder hervor, schwarz glühend und riesiger als je zuvor. Es dauerte noch einen kurzen Moment, bis das Herz erstarrte und schwarz pulsierend seinen Platz im Ozean vor der Küste fand.
Tuster jedoch, als herzloser Anführer seines Klans, war so erfüllt von Hass und Zorn, dass er die legendären Riesenkriege begann, in denen sich Klan gegen Klan und Stamm gegen Stamm stellte, und am Schluss die Riesen in dieser Region ausgerottet waren.
Seitdem meidet jeder den Tusterfelsen. Die magische Aura ist immer noch zu spüren. Und auch seit Nevenburg und die Grafschaft Tusterfels entstanden sind, hat es noch niemand geschafft, sich diesem verfluchten Felsen zu nähern, geschweige denn ihn zu betreten.
Alle Schiffe, die ihm zu nahe kommen, werden in die Tiefe gerissen von der Trauer und dem Zorn des Riesen. Noch niemandem ist es je gelungen, das wahre Mysterium und die Natur dieser Felsformation, die bis auf den heutigen Tag schwarz pulsiert, zu untersuchen und sein Geheimnis zu lüften.